Vielleicht wird man über diese Leichtathletik-EM in Berlin einmal sagen: Das war der Punkt, wo die Leichtathletik in Deutschland in die Gesellschaft zurück fand. Wer künftig eine EM austrägt, wird jedenfalls schauen, wie sie das in Berlin gemacht haben. Nach Angaben der Veranstalter kamen an den sieben Tagen insgesamt rund 360.000 Zuschauende ins Olympiastadion. Der atemlose Rausch kam prima an, auch bei den Fernsehkonsumenten. Der EM-Zeitplan in Berlin war am Actionfilm orientiert. Dadurch war mächtig was los und die Stimmung grandios. Zusätzlich waren Zehntausende an der Geherstrecke und auf der Tribüne zwischen Gedächtniskirche und Bikini Haus am Breitscheidplatz. Zudem Millionen, die den Geherwettbewerb über 20km im ZDF verfolgen konnten. Nicht von der Politik vereinnahmt. Fans, die auch ausländische Sportler bejubelten. Trainer, die mit der S-Bahn anreisten. Und dann in dieser Hitze. War das jetzt noch Wetter oder schon Unwetter.
Die EM fühlte sich jedenfalls wie eine Wiederbelebung an.
Wann werden wir noch einmal so eine Werbung für den Gehsport erleben…


Und es ist reizvoll, dass alles ohne weitere rückblickende Analyse und ohne kritischen Blick auf zukünftige Aussichten zu verklären. Gerade auch für unsere Disziplin. Viel Interesse und „Fetten Respekt“ (Gina Lückenkemper) gab es anerkennend für unsere Geherinnen und Geher.


Hier bei km 15 von 20 werden die Gesichter schon ernster. Es manifestiert sich die aufsteigende Ahnung, dass auch diesmal wieder am Ende eine Medaille fehlen würde.

Unter der Überschrift „Das war der August!“ blickt nun Udo Schaeffer auf seiner Seite www.geherpokal.de rückblickend und analysierend auf das Geher-Berlin-Erlebnis. Er lässt dabei die beiden Geherwettkämpfe über 50km und über 20km nochmal Revue passieren, flankiert von einigen eindrucksvollen Bildern. Und er stellt einige systemische Fragen, u.a. danach, was die durchgehend erfolgreichen spanischen Gehsportfreunde anders machen. Gefragt ist ein funktionierendes Wettkampfsystem, Gehsport, der voll integriert ist in der Leichtathletik, eine natürliche Konkurrenz statt „Käse“-Glocke im Land, mehrere Leistungszentren, harte Wettkämpfe als Vorbereitung. Dieser rückblickend konstruktive und spannend zu lesende Bericht bietet reichlich interessante und anschlussfähige Bezugspunkte.
Danke Udo Schaeffer. Hier geht es lang: www.geherpokal.de